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Freitag, 11. Juli 2014

Viechtach: Al Camino



Gleich zum Anfang, es war für mich heute ein wunderschöner Abend. Wenngleich der wenigste Anteil daran das Essen hatte.
Wenn man den Blosserberg anfährt, findet man ein Schild von der Pizzeria dieses Namens. Ich habe heute den 3. Anlauf gemacht. Der Problem ist, wenn Sie das  Schild sehen, können Sie zwar parken, aber von der Pizzeria sehen Sie nichts. Sie befinden sich auf der Rückseite des Hauses. Links ist ein kleiner Durchgang. Sie kommen an einem Kinderspielplatz vorbei, ein gepflasterter Weg leicht  bergan, und Sie sind auf einer Gartenterrasse. Dort stehen ca. 15 Gartentische. Braun gestrichen. Gartenstühle ohne Kissen. 4 große Sonnenschirme. Sonst nichts.
Es war keinerlei Salz oder Pfeffer, Blümeken , Set oder sonstwas auf den Tischen.
Sagen wir mal trostlos.

Hier beginnt das Mysterium. Knapp die Hälfte der Tische ist besetzt. Die Dame des Services sieht mich und macht mir sofort klar, das nur noch ein Tisch für mich frei  ist. Der in der Sonne! Die Anderen  wären reserviert. Wenn es denn so ist.
Nun geht es los. Im Laufe des Abends kommen noch eine Menge Gäste die, ohne zu fragen oder auch zurecht gewiesen wurden, sich irgendwo platzierten. Nach einer halben Stunde hatte ich das Gefühl in einer Geheimsekte oder bei "  Waldlerischen Insidern" als Eindringling zu sein. Es waren während meiner ganzen Anwesenheit nie alle Tische besetzt.
Es kamen Leute mit  2 Hunden. Sofort wurde ein Napf mit Wasser für die Möppis hingestellt. Meiner sah zu. Ich habe meinen Hund dann , im Schatten, hinter einen Blumentopf drapiert.
Es wurde  sofort Öl, Essig und eine  Pfeffermühle für die neuen Gäste gebracht. Mir nicht.
Man konnte den emsigen Pizzabäcker durch eine Glasscheibe beobachten. Ist schon toll wie ein Könner mit dem Teig hantiert.

Da hier auch außer Haus verkauft wird, war er unermüdlich in seiner Arbeit. Das Tagesgeschäft hier scheint zu 80% aus Pizzen zu bestehen.

Eine Nachfrage nach meiner Zufriedenheit fand während des Essens oder nachher nicht statt. Wunsch nach dem Service konnte immer nur nach Blickkontakt erfüllt werden.
Ich gehe mal davon aus, das dieses Restaurant schon lange hier ansässig ist. Die Speisenkarten, in Buchform, stammen mit Sicherheit aus der Eröffnungsphase. Bei vielen Gerichten war der Preis nicht mehr lesbar. Im übrigen war ich froh, das ich  nicht mit den Fingern essen musste, denn zum waschen der Hände , nach Gebrauch der Speisenkarte, war nichts zu sehen.

Der Service, eine Dame , war redlich bemüht, auch freundlich , soweit es einem Fremden gegenüber  möglich war, aber zeitlich in Druck, alle Gäste zu bedienen.
Die obligatorische Frage nach dem Getränk kam. Meine Antwort, ich möchte erst das Essen wählen, war nicht in ihrem Sinne.
Sie kam nach einiger Zeit wieder, ( leicht angekratzt) " Wissen  Sie denn nun was sie essen?"

Meine Bestellung: Pinot  Grigio. 0,25 l zu 3,50€. 
Salmone Griglia ( Lachs mit Nudeln und einem Beistellsalat) zu 14,00€
Es wurde mir ein Briefumschlag auf den Tisch gelegt. Darin war eine Papierserviette und Pizzamesser mit Gabel.

Der Wein war Standard, leicht gekühlt. ( in der Wärme, unter Berücksichtigung der Außentemperatur, hätte er gut noch einige Grade weniger vertragen.

Der Beistellsalat nichts besonderes. Blätter und noch was, wobei die Blätter etwas groß waren und mit dem Messer zerkleinert werden mussten. Kein Dressing. Etwas sparsam Essig und ein Hauch von Öl. Um ihn geschmacklich zu verbessern hatte ich ja nichts bekommen.

Immerhin war das schönste, ehe mein Essen kam, das was ich gern tue, meine Umgebung beobachten. Und hier war ein großes Feld. 
Die vornehme Dame die zwar den Salat mit Messer und Gabel aß,( die Blätter wurden klein geschnitten!)  aber das Messer dann in den Mund steckte und ableckte.
Die Ehefrau die ihren Mann maßregelte weil er sich zum Schluss noch einen Panna Cotta bestellte und nicht an seinen Bauch dachte.
Das erste? Rendevous eines ganz jungen Paares bei dem jeder ganz besonders gut abschneiden wollte. Immerhin war der Abend noch  lang und man musste Punkte sammeln. 
Das Gehabe und Getue vornehmer Damen um sich ins rechte Licht zu setzen. Nur: 
4 Personen, 4 Teller, aber quer über den Tisch, jeder von jedem mal probieren. Immerhin noch mit dem eigenen Besteck.
Für mich waren diese Beobachtungen die halbe Miete. Habe  mich, in dieser Beziehung, sauwohl gefühlt.

Mein Essen kam. Sah gut aus. Menge durchaus überschaubar. Teller erwärmten sich in der Sonne von selbst. Nudeln gut. Lachs zu trocken. ( nicht bis zum Ende grillen, sondern in Alufolie garen. War sowieso zu 100% TK Ware. In dieser Hitze ganz natürlich) noch  ein paar große Salatblätter und zwei Zitronenspalten. Altes Thema. Wie drückt man die aus? Finger? Dazu reicht anschließend die billige Papierserviette nicht aus. Mit der Gabel? Probieren und vormachen. Gott sei Dank saß ich allein  in der Sonne und brauchte keinen anderen Gast voll zu spritzen. 

Ich bat um ein Dessert. Das einzige im Angebot war Panna Cotta zu 1,90€. War der Klacks Pudding nicht wert. Es ist Sommer. Wo bleiben die frischen Früchte mit Sahne oder Eis? 

Die Bestellung meinerseits : Correto Brandy , machte der Dame Probleme. Sie gab mir dann einen Corretto Grappa. ( 2,70€) O.k. Wollen wir uns über solche Kleinigkeiten aufregen? 

Das drumherum fand ich köstlich. Die Blicke der Einheimischen erheiterten mich. Fremder mit Hund und isst keine Pizza! Wowh! 
Ich versuche noch einmal dorthin zu gehen. Vielleicht knacke ich bis dahin den Code der Woidler.
Kosten heute: 28,00€ gerade noch annehmbar. Für diese Gegend erhöhtes PL- Verhältnis.

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Neuer Versuch .
Georderter Rotwein hätte wesentlicher kühler sein können. Ist ein Manko des Hauses, nicht des Services.
Warum wird kein Brot zum Wein gereicht? Der Chef, Italiener!!!! will das nicht.???!!  In Italien würden die ihm seine Pizzeria abfackeln.
Pizza tutto. Darunter stelle ich mir ein Vielzahl von Geschmacksrichtungen vor. ( tutto = alles)
Der Teigboden war gut. Knusprig und bis zur Mitte durchgebacken. Belag reichlich und vielfältig. Nur: Dunkle Oliven. Mit Stein. Wo lasse ich diese? Pepperonie ( aus dem Glas mit Strunk)  Beistellteller gibt es nicht. usw.
In der Zwischenzeit kam noch ein einheimisches Ehepaar. Vor dem Essen wurde Öl, Essig und Pfeffermühle auf ihren Tisch gestellt. Bei mir nicht. Da kommt Freude auf. 
Der Pizzabäcker ( ein Tscheche) kann mit Teig umgehen. Nur von einer Pizza hat er keine Ahnung.
Es schmeckte alles fad. Es fehlte schon der Geruch einer Pizza. In Italien rieche ich eine Pizzeria aus 100m Entfernung. 
Schicken Sie diesen Mann mal nach Italien zum lernen. Artischocken aus dem Glas mögen gut aussehen, haben aber keinen Eigengeschmack. 
Die verwendete Salami muss scharf sein und nicht Supermarktqualität sein. 
Käse? Fehlanzeige. Klatschen Sie doch  mal einfach was Mozzarella drauf.
Mein Vorschlag: Oliven ohne Stein und später erst auf den Teig. sie haben absolut nur einen optischen Wert und keinen geschmacklichen. Wie wäre es mal mit ein paar Sardellen? ( tutto!) Kräuter, das a und o einer Pizza fehlten ganz. Versuchen Sie es mal , vor dem servieren, mit einem Schuss naturtrüben guten Olivenöls. ( Vor dem Servieren über die Pizza) Geschmackliche Kontraste geben. Es geht auch zur Not mit eingelegten grünen Pfefferkörnern. Egal was , aber überhaupt etwas. So war das ganze eine Ansammlung von Ingredenzien ohne  jedwede Beziehung und Geschmackreizung.
Es wie in der Liebe. Nicht die Quantität macht es aus , sondern die Qualität.

Fazit:
Sich nicht als Tourist outen.
An sich, wenn man es findet, durchaus als gute Adresse empfehlenswert. Jedenfalls in der Gruppe: Italiener, Pizza mit Lieferservice.
Speisenkarte vielleicht vorlesen lassen um sie nicht anzufassen.
Innen war ich nicht, aber machte keinen unsauberen Eindruck.
Sich daran gewöhnen, das ca. 30 Gäste kommen und gehen, ohne das  irgend jemand das M........ aufmacht. Ergo, auf den Tisch sehen und denken: Auch dieser Kelch geht an dir vorüber. Nur, ist das der Sinn? Essen ist das zweitschönste im Leben. Alle Sinne müssen angesprochen werden. Es gilt nicht nur den Magen voll zu machen weil es Zeit ist.
Wenn man das verinnerlicht und das nicht so sieht: Gut! Dann werden Sie sich auch hier wohlfühlen. 
Ich werde dort bestimmt nicht mehr gesehen werden. 



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